Wenn das Schweigen bricht

" Reden ist Silber, schweigen ist Gold "
besagt ein uns altbekanntes Sprichwort, über welches wir genauer nachdenken sollten.
Ist Schweigen wirklich mehr wert, als reden ?
Kann sich hinter "Schweigen" nicht auch eine Angst verbergen
zu reden, sich äußern oder mitteilen zu können ?
Aus Angst vor abwertenden Äußerungen und Konflikten habe ich als Kind das Schweigen gelernt,
welches so mächtig wurde, daß ich nicht mehr richtig sprechen konnte.
Wenn ich nach irgend etwas gefragt wurden bin, haben sich alle Silben, in mir,
buchstäblich überschlagen oder sind gar in mir stecken geblieben, wodurch ich gestottert habe.
Obwohl ich sprechen wollte, habe ich kein Wort mehr heraus bekommen.
Wenn ich etwas sagen wollte oder gesagt hatte, widerfuhren mir auch Äußerungen,
daß meine Meinung, Wahrnehmungen oder Empfindungen
unwichtig, falsch, eingebildet, gar fehlerhaft seien oder "kleinen Kindern" diese "Dinge" nichts angingen
und ich anderen Menschen überlassen solle.
Auch wurde mir von anderen Menschen häufig das Gefühl vermittelt, daß ich anders sei, als wie diese,
was mich weiterhin zum Schweigen animiert hatte.
"Wer will schon etwas mit einem Stotterer zu tun haben", waren meine Gedanken dazu.
Ich verließ die äußere Welt und kehrte in mir :
- Ins quälende Schweigen -.
Und doch träumte ich davon, mich mitteilen zu können und vom gehört werden.
Meine Phantasie half mir dabei, meine "innere Welt" zu gestalten und somit,
meinem "inneren Kind", zu überleben.
In einem Leben ohne sich zuzutrauen, etwas von sich mitteilen zu können.
Geprägt von Zweifeln mir selber und anderen Menschen gegenüber, verfiel ich in Depressionen,
welche später zu einer Sackgasse wurden.
Eine Straße, die in der Dunkelheit und mit einer Mauer endete.
Wem hätte ich noch vertrauen können,
denn ich fühlte mich von den Menschen eingeschüchtert, beeinflusst, verunsichert, verloren,
zugleich ausgegrenzt und diskriminiert,
als auch verlassen, so wie un- oder mißverstanden wurden zu sein.
Wie hätten diese mich auch verstehen können, denn ich habe ja gestottert oder gar geschwiegen.

- und vor allem war da noch das Gefühl -
unwichtig, nutzlos und dumm sein zu können.
Ich konnte es irgendwann nicht mehr aushalten und war voll gewesen.
Voll von Empfindungen, Ereignissen, Erfahrungen, Gedanken,
tiefsitzenden Schmerzen und Wut, die ich jemandem mitteilen wollte.

... und voll von Fragen, auf welche ich hätte Antworten gebrauchen können.
Auch entstanden Zweifel in mir, ob mich überhaupt mal ein Mensch,
meiner Mitteilungen und Fragen wegen, ernst nehmen und mir glauben
oder mich weiterhin auslachen, diskriminieren, miß- oder gar verachten würde,
was ich heute noch manchmal noch empfinde.
Im Wissen, daß ein Flüstern zum Schrei und es laut und emotional werden kann,
wenn ein Schweigen bricht, verging nun eine lange Zeit,
bis ich trotz meiner Zweifel nun den Mut gefunden habe,
zu berichten, was ich tief in meinem Herzen empfinde.

... und nun erzähle und schreibe ich,
meine Gedanken von mir......


© Copyright 2001 by Klaus Bernd Grenda, Eckernförde, Germany
Verfasser :
Klaus Bernd Grenda
November 2001