Es war auf einmal so ruhig und gelassen

Es geschah zu einer Zeit, in welcher ich mich im Aufruhr einer "inneren Revolution" befand.
Ich verspürte nur noch Hektik, Krach, so wie Rast- und Ruhelosigkeit in mir.
Da ich es die vergangenen Jahre nicht anders empfunden habe, ist mir solches sehr bekannt
und nichts neues für mich gewesen.

Ja, und nun saß ich mit 5 anderen Menschen zusammen beim Mittagessen
in einer psychotherapeutischen Fachklinik im unterfränkischen Bayern.
Obwohl ich mit meiner Mahlzeit beschäftigt gewesen bin, konnte ich diese nicht richtig wahrnehmen,
denn ich verspürte, daß heute irgend etwas anders ist, als sonst.
Um dafür die Erklärung zu finden, versuchte ich diesem Gefühl, in mir, nachzuspüren.
Auch wollte ich dieses auf mich einwirken lassen und genießen.
Da! Auf einmal konnte ich diese Empfindung mit Worte umschreiben :
Ich fragte meine Tischnachbarn, ob heute irgend etwas anders sei, als sonst.
Einer fragte mich, was sich, meiner Auffassung nach, geändert haben solle.
Alle horchten auf, als ich antwortete,
daß ich es heute im Speisesaal ruhiger und gelassener empfinde, als sonst.
Daraufhin schauten mich diese an und ein anderer Tischnachbar meinte zu mir,
"daß im Umfeld alles so sei, wie sonst auch.
Doch wo eine Veränderung stattfinden könne, wäre vielleicht in mir selber".
(Es könnte sein, daß diese Antwort des Tischnachbarn an mich, für viele Menschen unbedeutend sein könne,
jedoch denke ich heute, daß diese mich tief bewegende Rückmeldung,
die passenden Worte im richtigen Moment an mich gewesen sind.)
Diese Antwort berührte mich jedenfalls sehr tief, so daß mir einige Tränen ins Gesicht liefen.
Nie zuvor hatte ich dieses Gefühl erfahren.
So sehr, wie ich mich all die Jahre danach gesehnt habe, verunsicherte mich dieses nun heute auch.
Obwohl ich diese, mir fremde, Gefühlsregung nie mehr loslassen wollte,
verblieb diese für "nur" ein paar Augenblicke bei mir.
Doch dieser Moment hatte in mir etwas verändert :
Ich habe an die späteren Erinnerungen daran,
Kraft, Hoffnung, meinen Glauben und etwas Ruhe in mir finden können.

...und nun, über ein Jahr später :
Ich befand mich weder in einer Klinik, noch in einer ähnlichen Einrichtung ;
Nein !
Es war nachts und ich lag wach in meinem Bett, als ich dieses Gefühl wieder erfahren durfte.
Doch nun hatte dieses länger angehalten, was mich ebenfalls verunsicherte,
zumal niemand in der Nähe war, mit dem ich hätte darüber sprechen können.

Seitdem trage ich diese Erfahrung und Erinnerung daran, tief in meinem Herzen.
Dieses sind für mich 2 kostbare Momente geworden, die mich nachdenklich gemacht
und in mir eine Veränderung in Bewegung gebracht haben.
Auch meine innere Wertschätzung ist dabei sich zu verändern,
denn ich fange an, zu erkennen und mir bewußter werden zu lassen,
daß selbst die kürzesten Augenblicke Werte in sich haben können,
die mich ein Leben lang tragen können.


© Copyright 2001 by Klaus Bernd Grenda, Eckernförde, Germany
Verfasser :
Klaus Bernd Grenda
Mai 2001