Die ersten Kastanien

Der Sommer ist bereits vergangen,
die Blätter der Bäume und die Blumen verlieren langsam die Farben oder sind schon verblüht.
Ich denke, daß es vielen Menschen ähnlich ergeht, wie auch mir,
in dem ich dem vergangenem Sommer nachtrauere,
was sich nicht selten auch auf das psychische Wohlbefinden auswirkt.
Es beginnt mit dem Herbst auch die Zeit
des Loslassens und Abschiednehmens
von den Früchten und der warmen Sonnenstrahlen des Sommers,
wodurch in mir die Frage aufkommt, ob ich die warme Jahreszeit nicht hätte sinnvoller nutzen können.
In Phasen der Versunkenheit, des Abschiedsschmerzes und des Zweifelns
bemerke ich häufig nicht mehr, was um mir herum geschieht.
In solch einer Situation erhielt ich ein Zeichen in Form einer Kastanie,
die ich unerwartet, auf einem Gehweg liegend, bemerkte.
Mir kam dabei zuerst in den Sinn, daß diese ein Kind verloren haben könnte.
Nachdem ich mich umschaute, erkannte ich,
daß ich unter einem Kastanienbaum stand und war über die erste Kastanie sehr erstaunt.
Somit steckte ich diese in meine Jackentasche, woraufhin ich 3 weitere gefunden habe.
Ich schenkte diesen dann keine weitere Beachtung mehr und trug sie mehrere Tage mit mir herum.
Einige Tage später stand ich wiederum unter einem solchen Baum,
doch auf der Erde befanden sich viele Kastanien.
Ich sammelte diese auch wieder auf
und füllte meine Jackentaschen mit diesen, bis nichts mehr hineinging.

-- Doch, ich bemühte mich dabei, diese bewußter aufzunehmen. --
Besonders gefielen mir diese, die ich den dicken aufgeplatzten Schalen entnommen habe,
denn wegen ihrer Unversehrtheit und Reinheit gefielen mir diese am Besten.
Ist solches nicht ein wenig wie eine Geburt, die ich herbeigeführt habe ?
Auch die Kastanien lösen sich oder werden bei Zeiten aus ihrer dicken Schutzhülle gelöst
um uns etwas Freude zu machen.
Auch dienen diese, als Nahrung verschiedener Tiere.
Dadurch kam in mir eine tief berührte und nachdenkliche Stimmung auf,
daß Kastanien auch Früchte sind, die der Herbst uns jedes Jahr auf ein Neues schenkt.
Ich stelle mir nun die Fragen :
Warum ich solchen Ereignissen erst Beachtung schenken kann,
wenn mir viele solchartiger Früchte oder Erfahrungen näher gebracht werden ?
Wann kann auch ich bereit zum Loslassen und Abschied nehmen
veralteter Strukturen, zweifelhafter Erfahrungen und Sichtweisen
bezüglich meiner Vergangenheit sein,
um Neues zulassen zu können ?
Sollten meine Texte und Gedichte der Beginn einer, für mich, neuen und unbekannten,
gar fruchtvollen und erntereichen Jahreszeit sein ?



© Copyright 2001 by Klaus Bernd Grenda, Eckernförde, Germany
Verfasser :
Klaus Bernd Grenda
Oktober 2001