Die Rose

In einem Stadtpark stehen viele Rosen,
doch eine Rose ist zwischen ihnen, welche eine etwas ungewöhnliche Rose ist.
Für die vorüber gehenden und schauenden Menschen
unterscheidet sich diese nicht von all den anderen,
denn diese Rose ist ebenso schön anzuschauen und blüht zur gleichen Zeit wie alle anderen auch.
Und doch ist diese eine ungewöhnliche Rose,
was aber ganz genau alleine nur der Gärtner dieses Parkes wissen kann.

Vor vielen vielen Jahren legte der Gärtner im Stadtpark dieses Rosenbeet an,
welches auch heute noch für viele Menschen auffallend ist.
Eigentlich fühlten sich alle Rosen auf diesem Beet gleich zu Hause,
wuchsen gut an und blühen auch heute noch in den schönsten Farben,
welche jedem dort vorüber gehendem Menschen auffallen und von ihnen bestaunt werden.
Doch es ist eine Rose zwischen ihnen, die wollte und wollte einst einfach nicht blühen,
obwohl diese sich augenscheinlich ebenso gut an den neuen Erdboden gewöhnt hatte
und angewachsen war, wie all die anderen auch.
Wie sehr sich unserer Gärtner um diese eine Rose auch bemühte,
sie hegte und pflegte, sogar mit ihr sprach,
stand diese Rose, wenn all ihre Kolleginnen in den schönsten Farben geblüht haben,
leer da.
Die vorüber gehenden Leute sagten häufig zum Gärtner :
"Entferne diese Rose, denn sie wird bestimmt nicht mehr blühen
und setze an dieser Stelle eine neue ein."
Es wurde Herbst und der Gärtner überlegte tatsächlich diese Rose zu entfernen.
Nachdem nun einige Zeit vergangen war und der Gärtner den Park für den Winter herrichten wollte,
bemerkte dieser, daß diese Rose noch sehr spät Knospen bekommen hat,
worüber er sehr erstaunt war, denn die Blütezeit der Rosen war lange schon vorbei.
...und tatsächlich, diese Rose begann noch zu blühen.

Alle vorüber gehenden Menschen bestaunten diese nicht nur wegen ihrer Schönheit und der späten Zeit,
in welcher diese noch blühte, sondern auch weil es die letzte Rose des Jahres, im Stadtpark, war,
wodurch diese Rose allen Menschen nun besonders auffiel.
Sie war so auffallend, wodurch diese sogar in die Zeitung kam
nach dem ein Reporter an diesem Rosenbeet vorüber ging.
... und doch war die Blume im Herzen sehr unglücklich.

Sie erschien erst, nachdem ihre Kolleginnen verblüht waren
und versteckte sich, wenn all die anderen in ihrer Blütezeit waren
und mit ihren vielfältigen Farben den Park gestalteten.
Unsere Rose wollte aber eine ganz besondere Rose sein
und sich von all den anderen unterscheiden lassen.
Und somit war diese etwas besonderes,
jedoch glücklich in ihrem Herzen war diese nicht, denn sie war immer nur alleine.
Alleine, wenn sie ohne Knospen da stand
während ihre Kolleginnen in den schönsten Farben blühten
und alleine, wenn diese noch in der Zeit blühte,
in welcher ihre Kolleginnen sich schon lange in den Winterschlaf begeben haben.
So ging es viele viele Jahre lang,
so, daß selbst auch Wissenschaftler angereist waren,
um diese ungewöhnliche Rose vorsichtig erforschen zu wollen, was jedoch vergeblich geblieben ist.

Doch in einem Jahr geschah es anders :
Unsere Rose wurde im Herzen so traurig, daß sie schon drohte zu verkümmern.
Auch die Menschen, welche an dieser Rose vorüber gegangen waren und diese kannten,
wurden traurig,
denn unsere Rose wurde, ihrer Besonderheit wegen, von allen Menschen, vermißt.
Als wieder die Blütezeit der Rosen nahte, begann nun auch diese zu blühen.
Unsere Rose wollte nicht mehr traurig und alleine sein
und blühte seit diesem Jahr nun, mit all den anderen gemeinsam.
Auch ihre Kolleginnen staunten dann über diese, wie kräftig und schön unsere Rose nun blüht,
denn diese Rose kannten sie ja nur ohne Blüte.
Ja, seit diesem Jahr war unsere Rose nie mehr alleine,
wurde im Herzen glücklich und zufrieden
und erleuchtete gemeinsam mit all ihren Kolleginnen
auch die Herzen der vorüber gehenden Menschen.
Sie ist heute wie all die anderen Rosen auch, unterscheidet sich nicht mehr von ihnen
aber dennoch für die Menschen, welche diese Rose schon viele viele Jahre kennen,
eine ungewöhnlich besondere.

© Copyright 2004 by Klaus Bernd Grenda, Eckernförde, Germany
Verfasser :
Klaus Bernd Grenda
Dezember 2004